RS OGH 1996/9/5 15Os124/96, 11Os75/96, 12Os159/96, 14Os128/00, 14Os148/00, 14Os117/01, 11Os69/04 (11

JUSLINE Rechtssatz

Veröffentlicht am 05.09.1996
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Norm

StGB §12 Bb
StGB §12 Bc
StGB §14 B
StGB §153
StGB §302

Rechtssatz

Bestimmungstäter und Beitragstäter (§ 12 zweiter und dritter Fall StGB) müssen grundsätzlich mit dem für das angesonnene Delikt geforderten Tatvorsatz handeln, das heißt in ihrer Person dessen subjektiven Tatbestand zur Gänze erfüllen. Bei unrechtsbezogenen Sonderdelikten (Missbrauch der Amtsgewalt nach § 302 Abs 1 StGB und Untreue nach § 153 Abs 1 StGB) hat sich der Vorsatz des Extraneus zudem auf eine (zumindest bedingt) vorsätzliche (nicht aber wissentliche) Mitwirkung des Intraneus (Beamten; Machthabers) zu erstrecken. Verlangt der Tatbestand eines Sonderdeliktes aber einen spezifizierten Vorsatz (zum Beispiel Wissentlichkeit nach § 5 Abs 2 StGB), so muss dieser besondere Vorsatz auch bei den (extranen) Beteiligten gegeben sein. Wenngleich "doppelte Wissentlichkeit" (also auch Wissentlichkeit auf Seiten des extranen Bestimmungstäters, dass der Beamte seine Befugnis wissentlich missbraucht) nicht mehr gefordert wird, genügt es andererseits nicht, dass der Extraneus einen Befugnismissbrauch des Beamten (Intraneus) bloß ernstlich für möglich hält und sich damit abfindet.

Entscheidungstexte

  • 15 Os 124/96
    Entscheidungstext OGH 05.09.1996 15 Os 124/96
  • 11 Os 75/96
    Entscheidungstext OGH 15.10.1996 11 Os 75/96
  • 12 Os 159/96
    Entscheidungstext OGH 14.03.1997 12 Os 159/96
  • 14 Os 128/00
    Entscheidungstext OGH 14.11.2000 14 Os 128/00
    Auch; Beisatz: Als Beteiligter am Sonderdelikt des § 302 StGB, dessen Unrecht im Sinne des § 14 Abs 1 zweiter Satz StGB davon abhängt, dass der Beamte in bestimmter Weise an der Tat des Beteiligten mitwirkt, also seine Befugnis missbraucht, mit anderen Worten, ihr zumindest bedingt vorsätzlich zuwiderhandelt, ist nur derjenige strafbar, der bezüglich dieses Befugnismissbrauchs wissentlich handelt. (T1)
  • 14 Os 148/00
    Entscheidungstext OGH 25.09.2001 14 Os 148/00
    Vgl auch; Beisatz: Für den am Sonderdelikt der Untreue mitwirkenden extranen Beteiligten genügt laienhaftes Wissen um den Befugnismissbrauch des Intraneus; ein Detailwissen über den Umfang von dessen Befugnis ist nicht erforderlich. (T2)
  • 14 Os 117/01
    Entscheidungstext OGH 06.11.2001 14 Os 117/01
    Auch; Beis wie T1
  • 11 Os 69/04
    Entscheidungstext OGH 27.07.2004 11 Os 69/04
    Auch; Beisatz: Ein Beteiligter an einem sogenannten Missbrauchsdelikt muss die Pflichtwidrigkeit der Vertretungshandlung des unmittelbaren Täters für gewiss halten, wobei zwar eine laienhafte Form des Wissens genügt, bedingter Vorsatz allerdings nicht hinreicht. (T3)
    Beisatz: Hier: Untreue. (T4)
  • 11 Os 104/04
    Entscheidungstext OGH 23.01.2007 11 Os 104/04
    Vgl auch
  • 12 Os 37/07v
    Entscheidungstext OGH 03.05.2007 12 Os 37/07v
    Auch; nur: Bestimmungstäter und Beitragstäter (§ 12 zweiter und dritter Fall StGB) müssen grundsätzlich mit dem für das angesonnene Delikt geforderten Tatvorsatz handeln, das heißt in ihrer Person dessen subjektiven Tatbestand zur Gänze erfüllen. (T5) Beisatz: Es sind Feststellungen zu einem eigenständig zu prüfenden Vorsatz des Bestimmungstäters zu treffen. (T6)
  • 13 Os 29/08a
    Entscheidungstext OGH 27.08.2008 13 Os 29/08a
    Auch; Beisatz: Das Wissen des Beitragstäters muss sich auf den vorsätzlichen Fehlgebrauch (= Missbrauch) des Intraneus erstrecken, um Strafbarkeit des Beitragstäters zu bewirken. Nicht nach § 302 Abs 1 StGB ist als Bestimmungstäter strafbar, wer auf gutgläubige Befugnisausübung durch einen (über die wahre Sachlage getäuschten) Beamten hinwirkt. (T7)
  • 13 Os 10/09h
    Entscheidungstext OGH 19.02.2009 13 Os 10/09h
    Vgl auch
  • 14 Os 16/09y
    Entscheidungstext OGH 21.04.2009 14 Os 16/09y
    Vgl; nur T5; Beis wie T6; Beis wie T7
  • 14 Os 5/10g
    Entscheidungstext OGH 13.04.2010 14 Os 5/10g
    Vgl auch
  • 15 Os 25/11g
    Entscheidungstext OGH 04.05.2011 15 Os 25/11g
    Vgl auch; Beisatz: Der extrane Beitragstäter zum unrechtsbezogenen Sonderdelikt der Untreue muss es nicht nur für gewiss halten, dass der unmittelbare Täter objektiv die durch Rechtsgeschäft eingeräumte Befugnis missbraucht, sondern auch, dass dieser dabei zumindest bedingt vorsätzlich handelt. (T8)
  • 13 Os 103/11p
    Entscheidungstext OGH 15.12.2011 13 Os 103/11p
    Auch
  • 11 Os 101/13g
    Entscheidungstext OGH 29.10.2013 11 Os 101/13g
    Auch; Beisatz: Hier: Verbrechen der Untreue nach § 153 StGB. (T9)
  • 12 Os 117/12s
    Entscheidungstext OGH 30.01.2014 12 Os 117/12s
    Auch; Beis wie T8
  • 13 Os 143/14z
    Entscheidungstext OGH 25.11.2015 13 Os 143/14z
    Auch
  • 11 Os 53/15a
    Entscheidungstext OGH 12.04.2016 11 Os 53/15a
    Auch; Beis wie T8
  • 13 Os 12/16p
    Entscheidungstext OGH 13.04.2016 13 Os 12/16p
    Auch
  • 13 Os 105/15p
    Entscheidungstext OGH 06.09.2016 13 Os 105/15p
    Auch; Beis wie T8
  • 11 Os 11/17b
    Entscheidungstext OGH 25.04.2017 11 Os 11/17b
    Auch
  • 14 Os 65/17s
    Entscheidungstext OGH 05.09.2017 14 Os 65/17s
    Auch; nur T5
  • 13 Os 133/17h
    Entscheidungstext OGH 09.05.2018 13 Os 133/17h
    Auch
  • 12 Os 12/18h
    Entscheidungstext OGH 19.04.2018 12 Os 12/18h
    Auch; Beis wie T8
  • 14 Os 35/19g
    Entscheidungstext OGH 09.04.2019 14 Os 35/19g
    Vgl
  • 11 Os 32/19v
    Entscheidungstext OGH 28.05.2019 11 Os 32/19v
    Vgl; Beis wie T8
  • 12 Os 32/19a
    Entscheidungstext OGH 15.10.2019 12 Os 32/19a
    Vgl
  • 12 Os 39/18d
    Entscheidungstext OGH 09.03.2020 12 Os 39/18d
    Vgl
  • 14 Os 36/21g
    Entscheidungstext OGH 01.06.2021 14 Os 36/21g
    Vgl; nur T5; Beisatz: Hier: Absicht iSd § 87 Abs 1 StGB beim Bestimmungstäter. (T10)

European Case Law Identifier (ECLI)

ECLI:AT:OGH0002:1996:RS0103984

Im RIS seit

15.06.1997

Zuletzt aktualisiert am

05.07.2021
Quelle: Oberster Gerichtshof (und OLG, LG, BG) OGH, http://www.ogh.gv.at
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