RS OGH 2008/8/26 4Ob118/08v, 4Ob40/09z, 4Ob15/09y, 4Ob152/09w, 4Ob70/09m, 4Ob17/10v, 4Ob62/10m, 4Ob1

JUSLINE Rechtssatz

Veröffentlicht am 26.08.2008
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Norm

ZPO §502 Abs1 HIII3
UWG §1 C2
UWG §1 D5a

Rechtssatz

Bei Beurteilung der lauterkeitsrechtlichen Vertretbarkeit einer Rechtsansicht durch den Obersten Gerichtshof sind - wie auch im Amtshaftungsrecht - zwei Prüfungsstufen zu unterscheiden: Schon auf der ersten - für die Beurteilung durch die Vorinstanzen nach § 1 UWG maßgebenden - Stufe geht es nur um die Frage nach einer vertretbaren Auslegung der Normen, um die Verwirklichung eines zurechenbaren Rechtsbruchs bejahen oder verneinen zu können. Auf der zweiten - für die zulässige Anfechtung eines Urteils beim Obersten Gerichtshof gemäß § 502 Abs 1 ZPO hinzutretenden - Stufe geht es sodann nicht um die Frage, ob das Berufungsgericht jene Vertretbarkeitsfrage richtig, sondern nur, ob es sie ohne eine krasse Fehlbeurteilung gelöst hat.

Entscheidungstexte

  • 4 Ob 118/08v
    Entscheidungstext OGH 26.08.2008 4 Ob 118/08v
  • 4 Ob 40/09z
    Entscheidungstext OGH 09.06.2009 4 Ob 40/09z
    Beisatz: Dies gilt allerdings nur dann uneingeschränkt, wenn das Gericht zweiter Instanz eine vertretbare Rechtsansicht angenommen hat. Denn in diesem Fall ist die „richtige" Auslegung der angeblich übertretenen Norm unerheblich; entscheidend ist allein, ob das Gericht zweiter Instanz die Vertretbarkeitsfrage in vertretbarer Weise beurteilt hatte. (T1)
    Beisatz: Das Rechtsmittel an den OGH ist daher nicht schon bei Fehlen von höchstgerichtlicher Rechtsprechung zur „richtigen" Auslegung der angeblich übertretenen Norm zulässig, sondern nur dann, wenn das Gericht zweiter Instanz seinen Ermessensspielraum bei der Beurteilung der Vertretbarkeitsfrage überschritten hat. (T2)
    Beisatz: Anders ist die Rechtslage, wenn das Gericht zweiter Instanz eine unvertretbare Rechtsansicht des Beklagten angenommen hat. Denn dies setzt zwingend voraus, dass der Beklagte objektiv gegen eine im konkreten Fall anwendbare Norm verstoßen hat; nur eine unrichtige Auslegung kann auch unvertretbar sein. (T3)
  • 4 Ob 15/09y
    Entscheidungstext OGH 24.03.2009 4 Ob 15/09y
  • 4 Ob 152/09w
    Entscheidungstext OGH 29.09.2009 4 Ob 152/09w
    Beis wie T1; Beis ähnlich wie T2; Beisatz: Hier: Vertretbare Auslegung des § 13a TabakG. (T4)
  • 4 Ob 70/09m
    Entscheidungstext OGH 19.11.2009 4 Ob 70/09m
    Vgl auch; Beisatz: Hier: Schüleraustauschprogramme mit mehrtägigen Aufenthalten in New York oder London in concreto keine Pauschalreise iSd Art 2 RL 90/314/EWG des Rates vom 13. Juni 1990 über Pauschalreisen. (T5)
    Beisatz: Unter Verweis auf EuGH C-237/97. (T6)
  • 4 Ob 17/10v
    Entscheidungstext OGH 11.03.2010 4 Ob 17/10v
    Vgl auch; Beis ähnlich wie T3; Beisatz: Hier elektronische Lotterie iSv § 12a GSpG. (T7)
  • 4 Ob 62/10m
    Entscheidungstext OGH 08.06.2010 4 Ob 62/10m
    Auch; Beisatz: Hier: Ärztevorbehalt des § 2 Abs 1 ÄrzteG. (T8)
  • 4 Ob 155/10p
    Entscheidungstext OGH 05.10.2010 4 Ob 155/10p
    Vgl; Beis wie T8; Beisatz: Hier: Gesundheitsrisiko nach SV?Gutachten festgestellt. (T9)
  • 4 Ob 34/11w
    Entscheidungstext OGH 23.03.2011 4 Ob 34/11w
    Vgl auch
  • 4 Ob 57/11b
    Entscheidungstext OGH 10.05.2011 4 Ob 57/11b
    Vgl auch; Beis wie T2; Veröff: SZ 2011/61
  • 4 Ob 103/11t
    Entscheidungstext OGH 22.11.2011 4 Ob 103/11t
    Vgl auch; Beisatz: Hier: Reisebürogewerbe nach § 126 Abs 1 Z 1 GewO. (T10)
    Bem: 2. Rechtsgang zu 4 Ob 70/09m. (T11)
  • 4 Ob 1/12v
    Entscheidungstext OGH 28.02.2012 4 Ob 1/12v
    Vgl auch; Beis wie T2; Beisatz: Halten die Vorinstanzen die Auslegung einer Vorschrift für richtig, impliziert dies die Vertretbarkeit dieser Ansicht im Sinne der Judikatur zum Wettbewerbsvorsprung durch Rechtsbruch nach § 1 UWG. (T12)
    Beisatz: Hier: § 1 Satz 1 BuchpreisbindungsG. (T13)
  • 4 Ob 209/12g
    Entscheidungstext OGH 17.12.2012 4 Ob 209/12g
    Vgl auch; Beis ähnlich wie T1; Beis ähnlich wie T2; Beisatz: Hier: Konzessionspflicht nach dem Kraftfahrliniengesetz ? KflG. (T14)
  • 4 Ob 57/13f
    Entscheidungstext OGH 27.08.2013 4 Ob 57/13f
    Vgl auch; Gegenteilig Beis wie T12; Bem: Änderung der Rechtsprechung zum BPrBG. (T15)
    Beisatz: Bei Verstößen gegen das BPrBG kommt eine Einordnung in die Fallgruppe „Wettbewerbsvorspruch durch Rechtsbruch“ nicht in Betracht. Es kommt daher nicht auf die Vertretbarkeit der Rechtsansicht an. Zu prüfen ist, ob ein Verstoß vorliegt. (T16)
  • 4 Ob 222/13w
    Entscheidungstext OGH 20.01.2014 4 Ob 222/13w
    Vgl auch; Beis wie T7; Beisatz: Hier: Elektronische Lotterie iSv § 12a GSpG idF BGBl 54/2010. (T17)
  • 4 Ob 180/14w
    Entscheidungstext OGH 18.11.2014 4 Ob 180/14w
    Auch; Beis ähnlich wie T2
  • 4 Ob 11/15v
    Entscheidungstext OGH 20.01.2015 4 Ob 11/15v
    Auch; Beisatz: Hier: § 12 Abs 1 TierärzteG. (T18)
  • 4 Ob 127/15b
    Entscheidungstext OGH 22.09.2015 4 Ob 127/15b
    Auch
  • 4 Ob 193/15h
    Entscheidungstext OGH 17.11.2015 4 Ob 193/15h
    Auch; Beisatz: Hier: Auslegung eines Feststellungsbescheids. (T19)
  • 4 Ob 90/16p
    Entscheidungstext OGH 20.04.2016 4 Ob 90/16p
  • 4 Ob 47/16i
    Entscheidungstext OGH 12.07.2016 4 Ob 47/16i
  • 4 Ob 53/16x
    Entscheidungstext OGH 20.12.2016 4 Ob 53/16x
    Beis ähnlich wie T1
  • 4 Ob 116/17p
    Entscheidungstext OGH 27.07.2017 4 Ob 116/17p
  • 4 Ob 122/17w
    Entscheidungstext OGH 27.07.2017 4 Ob 122/17w
    Auch
  • 4 Ob 130/17x
    Entscheidungstext OGH 24.08.2017 4 Ob 130/17x
    Auch
  • 4 Ob 135/17g
    Entscheidungstext OGH 24.10.2017 4 Ob 135/17g
    Beis wie T2; Beis wie T12
  • 4 Ob 230/17b
    Entscheidungstext OGH 23.01.2018 4 Ob 230/17b
    Auch
  • 4 Ob 177/18k
    Entscheidungstext OGH 23.10.2018 4 Ob 177/18k
    Auch
  • 4 Ob 251/18t
    Entscheidungstext OGH 29.01.2019 4 Ob 251/18t
    Beis wie T12
  • 4 Ob 12/19x
    Entscheidungstext OGH 05.07.2019 4 Ob 12/19x
    Beis wie T2
  • 4 Ob 204/19g
    Entscheidungstext OGH 30.03.2020 4 Ob 204/19g
    Beis wie T2
  • 4 Ob 76/20k
    Entscheidungstext OGH 02.07.2020 4 Ob 76/20k
  • 4 Ob 183/20w
    Entscheidungstext OGH 26.11.2020 4 Ob 183/20w
  • 4 Ob 180/20d
    Entscheidungstext OGH 23.02.2021 4 Ob 180/20d
    Beis wie T12; Beisatz: Argumentiert ein Rechtsmittel nur dazu, dass die fragliche Norm von den Vorinstanzen falsch ausgelegt worden sei, ohne die Unvertretbarkeit der Rechtsansicht der Beklagten und deren Beurteilung durch das Gericht zweiter Instanz überhaupt zu behaupten, zeigt es schon deswegen keine erhebliche Rechtsfrage auf. (T20)
  • 4 Ob 95/21f
    Entscheidungstext OGH 28.09.2021 4 Ob 95/21f

Schlagworte

Wettbewerbsvorsprung durch Rechtsbruch

European Case Law Identifier (ECLI)

ECLI:AT:OGH0002:2008:RS0124004

Im RIS seit

25.09.2008

Zuletzt aktualisiert am

25.10.2021
Quelle: Oberster Gerichtshof (und OLG, LG, BG) OGH, http://www.ogh.gv.at
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