TE Vwgh Erkenntnis 1991/11/18 90/12/0257

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Veröffentlicht am 18.11.1991
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Index

60/03 Kollektives Arbeitsrecht;
63/01 Beamten-Dienstrechtsgesetz;
63/07 Personalvertretung;

Norm

BDG 1979 §51 Abs1;
BRG §16 Abs1;
PVG 1967 §25 Abs1 idF 1975/363;
PVG 1967 §25 Abs1;
PVG 1967 §25 Abs4 idF 1975/363;
PVG 1967 §25 Abs4 impl;
PVG 1967 §25 Abs4;
PVG 1967 §29 Abs2 lita;
PVG 1967 §29 Abs2 litb;

Betreff

Der Verwaltungsgerichtshof hat durch den Vorsitzenden Senatspräsident Dr. Seiler und die Hofräte Dr. Herberth, Dr. Knell, Dr. Germ und Dr. Höß als Richter, im Beisein des Schriftführers Dr. Haid, über die Beschwerde des NN in X, vertreten durch Dr. W, Rechtsanwalt in W, gegen den Bescheid des Bundeskanzlers vom 10. August 1990, Zl. 3067/9-I/2/90, betreffend ungerechtfertigte Abwesenheiten vom Dienst, zu Recht erkannt:

Spruch

Die Beschwerde wird als unbegründet abgewiesen.

Der Beschwerdeführer hat dem Bund Aufwendungen in der Höhe von S 3.035,-- binnen zwei Wochen bei sonstiger Exekution zu ersetzen.

Begründung

Der Beschwerdeführer steht als Amtssekretär in einem öffentlich-rechtlichen Dienstverhältnis zum Bund; seine Dienststelle ist die Bundesstaatliche bakteriologisch-serologische Untersuchungsanstalt in X. Gleichzeitig ist der Beschwerdeführer als Personalvertreter im Fachausschuß tätig.

Im Hinblick auf Auseinandersetzungen darüber, ob und inwieweit der Beschwerdeführer die für seine Tätigkeit als Personalvertreter im Sinne des § 25 Abs. 4 PVG notwendige freie Zeit beansprucht oder sich im Urlaub befunden hat, begehrte der Beschwerdeführer am 4. November 1988 bescheidmäßige Absprache über sein Urlaubsausmaß unter detaillierter Anführung der strittigen Zeiten.

Nach Erhebung einer Säumnisbeschwerde an den Verwaltungsgerichtshof (vgl. Zl. 89/12/0234) erging der nunmehr angefochtene Bescheid mit folgendem Spruch:

"1.

Auf Grund des Antrages von NN vom 4.11.1988 und seines Ergänzungsantrages vom 31.5.1990 wird gemäß § 65 Abs. 1 Ziff. 1 des Beamten-Dienstrechtsgesetzes 1979, BGBl. Nr. 333 (kurz BDG 1979 bezeichnet) in Verbindung mit Abs. 5, § 69 und § 72 leg. cit. festgestellt,daß zum 4.11.1988 das Urlaubsguthaben des Bediensteten

3 Werktage des Erholungsurlaubes 1987 und

35 Werktage des Erholungsurlaubes 1988

umfaßte.

2.

Von amtswegen wird gemäß § 65 Abs. 1 Ziff. 1 BDG 1979 in Verbindung mit Abs. 5, § 69 und § 72 leg. cit. und in Verbindung mit Art. IV der BDG-Novelle, BGBl. Nr. 137/1983, festgestellt, daß zum 31.12.1989 das Urlaubsguthaben von NN 22 Werktage des Erholungsurlaubes 1989 umfaßte.

3. Gemäß § 51 Abs. 1 BDG 1979 wird festgestellt, daß NN

am 24.3.1988,

vom 8.4. bis einschließlich 9.4.1988,

am 20.5.1988,

vom 7.6. bis einschließlich 9.6.1988

am 7.7.1988,

am 28.7.1988,

vom 8.9. bis einschließlich 9.9.1988

vom 15.9. bis einschließlich 16.9.1988

vom 19.9. bis einschließlich 20.9.1988

vom 5.10. bis einschließlich 7.10.1988

vom 24.10 bis einschließlich 25.10.1988 und

am 4.11.1988

ungerechtfertigt vom Dienst abwesend war."

Zur Begründung werden zu Punkt 1. und 2. des Spruches vorerst der bei der Dienststelle des Beschwerdeführers geltende Dienstplan und die Rechtslage sowie die auf Grund von Anträgen des Beschwerdeführers verbrauchten Urlaubstage dargestellt und der solcherart noch verbliebene Resturlaub ausgewiesen.

Zu Punkt 3 des Spruches - nur gegen diesen richtet sich die vorliegende Beschwerde - wird im wesentlichen ausgeführt:

Der Beschwerdeführer sei an folgenden Tagen wegen einer "Personalvertretungstätigkeit" abwesend gewesen:

"TAGE DER ABWESENHEIT      ERGEBNIS DES ERMITTLUNGSVERFAHRENS

VOM DIENST/

URSPRÜNGLICHE BEGRÜNDUNG

DES BEDIENSTETEN

A. 24.3 U. 25.3.88

    Teilnahme an der       Die Sitzung des Fachausschusses

    Sitzung des Fachaus-   fand am 25.3.88 von 10.00 Uhr bis

    schusses in Wien       11.00 Uhr statt. Dies wurde vom Be-

                           diensteten nicht bestritten.

                           Zur ganztägigen Abwesenheit vom

                           Dienst am 24.3.88 führt der

                           Bedienstete in seiner Stellungnahme

                           vom 31.5.1990 aus, daß er um

                           9.00 Uhr in seiner Funktion als

                           Personalvertreter eine Besprechung

                           in der Bundesstaatlichen Anstalt für

                           experimentell-pharmakologische

                           Untersuchungen in Wien und um

                           13.00 Uhr wiederum eine Besprechung

                           mit dem Personalvertreter, Herrn

                           Ing. BAUMGARTNER über

                           Angelegenheiten, die den Bereich des

                           Fachausschusses betrafen, hatte.

                           Für diese Tätigkeiten läßt sich die

                           Abwesenheit vom Dienst am 24.3.1988

                           nach Auffassung der Dienstbehörde

                           nicht durch das

                           Personalvertretungsgesetz

                           rechtfertigen (siehe nachfolgende

                           Rechtsausführungen).

                           Am 24.3.88 hätte der Bedienstete bei

                           einem Abgang von maximal 4 Minuten

                           vor Dienstende, der genehmigt worden

                           wäre, wenn der Bedienstete darum

                           ersucht hätte, damit er nicht mit

                           dem späteren Zug (Abfahrt X 17.40

                           Uhr, Ankunft Wien 22.00 Uhr)

                           benützen muß, ohne weiteres den Zug,

                           Abfahrt 16.35 Uhr, nach Wien

                           erreichen können. Die Wegestrecke

                           zum Bahnhof stellt sich in diesem

                           Fall wie folgt dar:

                           Fußweg von der Anstalt zu der der

                           Bundesanstalt nahegelegenen

                           Haltestelle der Buslinie A, S-Straße

                           (hier wurde irrtümlich F-Straße im

                           Ermittlungsverfahren angegeben; der

                           diesbezügliche Einwand des

                           Bediensteten bestand daher zu Recht)

                           laut Angaben des Bediensteten

                           10 Minuten, laut Angabe der

                           Bundesanstalt 3 Minuten;

                           Abfahrt der Buslinie von dieser

                           Haltestelle um 16.06 Uhr;

                           Ankunft Hauptbahnhof 16.18 Uhr;

                           Abfahrt des Zuges (Romulus) 16.35

                           Uhr (im Ermittlungsverfahren wurde

                           irrtümlich Abfahrt 16.19 Uhr

                           angegeben. Laut dem im Jahre 1988

                           geltenden Fahrplan ist jedoch die

                           Abfahrt des "Romulus" um 16.35 Uhr);

B. 7.4 BIS 9.4.88

   Teilnahme an der        Hiezu führt der Bedienstete in

   Sitzung der Bundes-     seiner Stellungnahme vom 31.5.88

   sektion der Gewerk-     auf Vorhalt aus, daß ihm unver-

   schaft öffentlicher     ständlich sei, daß diese Abwesenheit

   Dienst in Wien          durch das Personalvertretungsgesetz

                           nicht gedeckt ist, da

                           Dienstfreistellungen für solche

                           Anlässe in der Vergangenheit nie zu

                           Schwierigkeiten in dieser Form

                           geführt haben. Solche Sitzungen

                           haben für die Personalvertreter

                           einen großen Informationswert. Die

                           Abwesenheit ist daher seiner Meinung

                           nach durch das

                           Personalvertretungsgesetz gedeckt.

                           Zur mangelnden Deckung der

                           Abwesenheit durch das

                           Personalvertretungsgesetz wird auf

                           nachstehende Rechtsausführungen

                           verwiesen. Abgesehen davon bedarf es

                           - wie der Bedienstete selbst

                           ausführt - zur Teilnahme an solchen

                           gewerkschaftlichen Veranstaltungen

                           einer Dienstfreistellung.

                           Dienstfreistellung bedeutet nicht

                           ein selbständiges "Nehmen" der

                           Freizeit vom Dienst durch den

                           Bediensteten sondern bedarf eines

                           Aktes der Dienstbehörde, nämlich der

                           Gewährung eines Sonderurlaubes. Ein

                           solcher Sonderurlaub ist jedoch

                           nicht gewährt worden.

                           Was die Ausführungen des

                           Bediensteten in seiner Stellungnahme

                           hinsichtlich des 7.4.88 betrifft (er

                           habe an diesem Tag bis 11.00 Uhr an

                           der Bundesanstalt Dienst versehen,

                           er habe dann Wasserproben nach Wien

                           mitgenommen) nimmt die Dienstbehörde

                           dies im Zweifel als zutreffend an,

                           sodaß lediglich der 8. und 9.4.88

                           als ungerechtfertigt vom Dienst

                           abwesend gilt.

C. 19.5 U. 20.5.88

   Teilnahme an der        Die Sitzung des Fachausschusses fand

   Sitzung des Fachaus-    am 19.5.88 von 11.00 Uhr bis

   schusses in Wien        12.30 Uhr statt. Dies wurde vom

                           Bediensteten nicht bestritten.

                           Zur ganztägigen Abwesenheit vom

                           Dienst am 20.5.88 führt der

                           Bedienstete in seiner Stellungnahme

                           vom 31.5.1990 aus, daß er an diesem

                           Tag im Rahmen seiner

                           Personalvertretungstätigkeit

                           Dienststellen in Wien besuchte und

                           noch eine Besprechung mit Herrn

                           Ing. Peter B hatte.

                           Für diese Tätigkeit läßt sich die

                           Abwesenheit vom Dienst am 20.5.1988

                           nach Auffassung der Dienstbehörde

                           nicht durch das

                           Personalvertretungsgesetz

                           rechtfertigen (siehe nachfolgende

                           Rechtsausführungen).

                           Nach Auffassung der Dienstbehörde

                           hätte der Bedienstete am 19.5.88

                           ohne weiters nach der Sitzung die

                           Reise nach X antreten (Abfahrt von

                           Wien Südbahnhof um 13.00 Uhr,

                           allenfalls um 15 Uhr) können.

D. 7.6. - 9.6.88

   Besuch von Bundesanstalten

   in der Funktion als Vor-

   sitzender-Stellvertreter

   des Fachausschusses     Der Bedienstete führt in seiner

                           Stellungnahme vom 31.5.1990 hiezu

                           aus, daß er am 7.6.1988 die

                           chemisch-pharmazeutische

                           Untersuchungsanstalt in Wien, wo ca.

                           60 Bedienstete zu betreuen sind, und

                           am 8.6.1988 die

                           Lebensmitteluntersuchungsanstalt in

                           Wien, wo ca. 130 Bedienstete zu

                           betreuen sind, besuchte. Zum

                           9.6.1988 hat der Bedienstete keine

                           Angaben gemacht.

                           Für diese Tätigkeiten läßt sich die

                           Abwesenheit vom Dienst vom 7.6.

                           - 9.6.88 nach Auffassung der

                           Dienstbehörde nicht durch das

                           Personalvertretungsgesetz

                           rechtfertigen (siehe nachfolgende

                           Rechtsausführungen).

E. 7.7. - 9.7.88

   Teilnahme an der        Die Sitzung des Fachausschusses fand

   Sitzung des Fachaus-    am 8.7.88 von 11.00 Uhr bis

   schusses in Wien        13.00 Uhr statt. Dies wurde vom

                           Bediensteten nicht bestritten.

                           Zur ganztägigen Abwesenheit am

                           7.7.1988 führt der Bedienstete in

                           seiner Stellungnahme vom 31.5.1990

                           aus, daß er nach seiner Ankunft in

                           Wien am Nachmittag noch eine

                           Besprechung mit Herrn Ing. Peter B

                           hatte, der ihn über Angelegenheiten

                           informierte, die für die

                           Fachausschußsitzung am nächsten Tag

                           von Bedeutung waren. Nach dieser

                           Besprechung besuchte er die

                           Bundesstaatliche

                           bakteriologisch-serologische

                           Untersuchungsanstalt in Wien, wo

                           Gespräche mit dem

                           Dienststellenausschuß und

                           verschiedenen Bediensteten geführt

                           wurden.

                           Für diese Tätigkeiten läßt sich die

                           ganztägige Abwesenheit vom Dienst am

                           7.7.1988 nach Auffassung der

                           Dienstbehörde nicht durch das

                           Personalvertretungsgesetz

                           rechtfertigen (siehe nachfolgende

                           Rechtsausführungen).

                           Auch die Fahrt nach Wien am

                           7.7.1988, um am 8.7.1988 an der

                           Fachausschußsitzung teilnehmen zu

                           können, rechtfertigt die Abwesenheit

                           des Bediensteten vom Dienst am

                           7.7.1988 nicht (siehe oben Punkt

                           A.).

                           Am Samstag, den 9.7.1988 hatte der

                           Bedienstete laut Dienstplan

                           dienstfrei.

F. 28.7. U. 29.7.88

   Teilnahme an der        Die Sitzung des Fachausschusses

   Sitzung des Fachaus-    fand am 29.7.88 von 11.00 Uhr bis

   schusses in Wien        12.00 Uhr statt. Dies wurde vom

                           Bediensteten nicht bestritten.

                           Zur ganztägigen Abwesenheit am

                           28.7.1988 führt der Bedienstete in

                           seiner Stellungnahme vom 31.5.1990

                           aus, daß er bis 12.00 Uhr Dienst

                           verichtet habe und er anschließend

                           nach Wien gefahren sei, da er an

                           diesem Tag um 19.00 Uhr eine

                           Besprechung mit Herrn H hatte. Herr

                           Ing. H ist Mitglied des

                           Dienststellenausschusses bei der

                           chemisch-pharmazeutischen

                           Untersuchungsanstalt Wien.

                           Laut Aktenvermerk des

                           Verwaltungsbeamten an der

                           Bundesanstalt vom 2.8.1988 war laut

                           telefonischer Auskünfte des

                           unmittelbaren Vorgesetzten des

                           Bediensteten, OR Dr. D, NN am

                           28.7.1988 nicht zum Dienst

                           erschienen. Aus welchen Gründen

                           diesem Aktenvermerk keine

                           Richtigkeit beizumessen ist, hat NN

                           im Parteiengehör nicht näher

                           ausgeführt. Der Hinweis, daß er

                           detaillierte Aufzeichnungen besitze,

                           ohne diese der Behörde gleichzeitig

                           vorzulegen, ist nicht ausreichend.

                           Die Dienstbehörde erachtet daher als

                           erwiesen, daß NN am 28.7.1988

                           ganztägig vom Dienst abwesend war.

                           Für die vom Bediensteten angegebenen

                           Tätigkeiten läßt sich die ganztägige

                           Abwesenheit vom Dienst am 28.7.1988

                           nach Auffassung der Dienstbehörde

                           nicht durch das

                           Personalvertretungsgesetz

                           rechtfertigen (siehe nachfolgende

                           Rechtsausführungen)

                           Auch die Fahrt nach Wien am

                           28.7.1988, um am 8.7.1988 (richtig

                           wohl: 29.7.1988) an der

                           Fachausschußsitzung teilnehmen zu

                           können, rechtfertigt die Abwesenheit

                           des Bediensteten vom Dienst am

                           28.7.1988 nicht (siehe oben

                           Punkt A.).

G. 8.9. - 9.9.88

   Besuch von Bundesanstalten

   in der Funktion als Vor-

   sitzender-Stellvertreter

   des Fachausschusses     Der Bedienstete führt in seiner

                           Stellungnahme vom 31.5.1990 hiezu

                           nichts Näheres aus, betont aber, daß

                           bei den Besuchen der Bundesanstalten

                           eine Tätigkeit in

                           Personalvertretungsangelegenheiten

                           nicht geleugnet werden kann.

                           Für den Besuch von Dienststellen

                           läßt sich die Abwesenheit vom Dienst

                           vom 8.9 - 9.9.88 nach Auffassung der

                           Dienstbehörde nicht durch das

                           Personalvertretungsgesetz

                           rechtfertigen (siehe nachfolgende

                           Rechtsausführungen).

H. 15.9. U. 16.9.99

   Besuch von Bundesanstalten

   in der Funktion als Vor-

   sitzender-Stellvertreter

   des Fachausschusses     Der Bedienstete führt in seiner

                           Stellungnahme vom 31.5.1990 hiezu

                           nichts Näheres aus, betont aber, daß

                           bei den Besuchen der Bundesanstalten

                           eine Tätigkeit in

                     

Quelle: Verwaltungsgerichtshof VwGH, http://www.vwgh.gv.at
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