RS Vfgh 2023/3/1 WI12/2022

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Veröffentlicht am 01.03.2023
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Index

L0350 Gemeindewahl, Bürgermeisterwahl

Norm

B-VG Art117 Abs5
B-VG Art141 Abs1 litb
Nö StadtrechtsorganisationsG §82 Abs2, §89, §99
Nö GRWO 1994 §53
Nö VerlautbarungsG 2015
Kremser Stadtrecht 1977 §4 Abs1 Z2
VfGG §7 Abs1
  1. B-VG Art. 117 heute
  2. B-VG Art. 117 gültig ab 01.07.2023 zuletzt geändert durch BGBl. I Nr. 24/2020
  3. B-VG Art. 117 gültig von 05.04.2020 bis 30.06.2023 zuletzt geändert durch BGBl. I Nr. 24/2020
  4. B-VG Art. 117 gültig von 01.02.2019 bis 04.04.2020 zuletzt geändert durch BGBl. I Nr. 14/2019
  5. B-VG Art. 117 gültig von 01.07.2012 bis 31.01.2019 zuletzt geändert durch BGBl. I Nr. 51/2012
  6. B-VG Art. 117 gültig von 01.07.2007 bis 30.06.2012 zuletzt geändert durch BGBl. I Nr. 27/2007
  7. B-VG Art. 117 gültig von 01.01.2004 bis 30.06.2007 zuletzt geändert durch BGBl. I Nr. 100/2003
  8. B-VG Art. 117 gültig von 30.11.1996 bis 31.12.2003 zuletzt geändert durch BGBl. Nr. 659/1996
  9. B-VG Art. 117 gültig von 01.01.1995 bis 29.11.1996 zuletzt geändert durch BGBl. Nr. 1013/1994
  10. B-VG Art. 117 gültig von 01.01.1995 bis 31.12.1994 zuletzt geändert durch BGBl. Nr. 504/1994
  11. B-VG Art. 117 gültig von 09.07.1994 bis 31.12.1994 zuletzt geändert durch BGBl. Nr. 504/1994
  12. B-VG Art. 117 gültig von 01.01.1985 bis 08.07.1994 zuletzt geändert durch BGBl. Nr. 490/1984
  13. B-VG Art. 117 gültig von 21.07.1962 bis 31.12.1984 zuletzt geändert durch BGBl. Nr. 205/1962
  14. B-VG Art. 117 gültig von 19.12.1945 bis 20.07.1962 zuletzt geändert durch StGBl. Nr. 4/1945
  15. B-VG Art. 117 gültig von 03.01.1930 bis 30.06.1934
  1. B-VG Art. 141 heute
  2. B-VG Art. 141 gültig ab 01.01.2017 zuletzt geändert durch BGBl. I Nr. 41/2016
  3. B-VG Art. 141 gültig von 01.01.2014 bis 31.12.2016 zuletzt geändert durch BGBl. I Nr. 115/2013
  4. B-VG Art. 141 gültig von 01.01.2014 bis 31.12.2013 zuletzt geändert durch BGBl. I Nr. 51/2012
  5. B-VG Art. 141 gültig von 01.04.2012 bis 31.12.2013 zuletzt geändert durch BGBl. I Nr. 12/2012
  6. B-VG Art. 141 gültig von 01.01.2004 bis 31.03.2012 zuletzt geändert durch BGBl. I Nr. 100/2003
  7. B-VG Art. 141 gültig von 01.01.1995 bis 31.12.2003 zuletzt geändert durch BGBl. Nr. 1013/1994
  8. B-VG Art. 141 gültig von 01.07.1989 bis 31.12.1994 zuletzt geändert durch BGBl. Nr. 685/1988
  9. B-VG Art. 141 gültig von 01.01.1989 bis 30.06.1989 zuletzt geändert durch BGBl. Nr. 685/1988
  10. B-VG Art. 141 gültig von 01.10.1975 bis 31.12.1988 zuletzt geändert durch BGBl. Nr. 409/1975
  11. B-VG Art. 141 gültig von 07.02.1958 bis 30.09.1975 zuletzt geändert durch BGBl. Nr. 12/1958
  12. B-VG Art. 141 gültig von 19.12.1945 bis 06.02.1958 zuletzt geändert durch StGBl. Nr. 4/1945
  13. B-VG Art. 141 gültig von 05.04.1931 bis 30.06.1934 zuletzt geändert durch BGBl. Nr. 103/1931
  14. B-VG Art. 141 gültig von 03.01.1930 bis 04.04.1931
  1. VfGG § 7 heute
  2. VfGG § 7 gültig ab 22.03.2020 zuletzt geändert durch BGBl. I Nr. 16/2020
  3. VfGG § 7 gültig von 01.01.2015 bis 21.03.2020 zuletzt geändert durch BGBl. I Nr. 101/2014
  4. VfGG § 7 gültig von 01.01.2015 bis 31.12.2014 zuletzt geändert durch BGBl. I Nr. 92/2014
  5. VfGG § 7 gültig von 01.03.2013 bis 31.12.2014 zuletzt geändert durch BGBl. I Nr. 33/2013
  6. VfGG § 7 gültig von 01.07.2008 bis 28.02.2013 zuletzt geändert durch BGBl. I Nr. 4/2008
  7. VfGG § 7 gültig von 01.01.2004 bis 30.06.2008 zuletzt geändert durch BGBl. I Nr. 100/2003
  8. VfGG § 7 gültig von 01.10.2002 bis 31.12.2003 zuletzt geändert durch BGBl. I Nr. 123/2002
  9. VfGG § 7 gültig von 01.01.1991 bis 30.09.2002 zuletzt geändert durch BGBl. Nr. 329/1990
  10. VfGG § 7 gültig von 01.07.1976 bis 31.12.1990 zuletzt geändert durch BGBl. Nr. 311/1976

Leitsatz

Abweisung einer Anfechtung der Wahl des Stadtsenates der Stadt Krems vom 04.10.2022; ordnungsgemäße Kundmachung der Stammfassung der Verordnung; Unerheblichkeit einer Änderung der verwiesenen Norm, solange der Inhalt der (statisch) verwiesenen Bestimmung eindeutig ist; Verweis des Nö StadtrechtsorganisationsG auf Anwendung des d'Hondt'schen Verfahrens hinreichend determiniert; Berechnung der Stadtsenatsmandate auf Grund der Anzahl der auf jede Partei entfallenden gültigen Stimmen; kein Verstoß gegen den Grundsatz der Verhältniswahl und das Sachlichkeitsgebot, wenn – durch Anwendung des d'Hondt'schen Verfahrens – Parteien mit einem Stimmenanteil von ca 7% kein Mandat erhalten

Rechtssatz

Ordnungsgemäße Kundmachung der Stammfassung der Verordnung: Gemäß §82 Abs2 Nö StadtrechtsorganisationsG (NÖ STROG) ist die Zahl der Stadtsenatsmitglieder auf die einzelnen im Gemeinderat vertretenen Wahlparteien nach dem in §53 NÖ Gemeinderatswahlordnung 1994 geregelten Verfahren aufzuteilen. Das Vorbringen, dass der Verweis auf die Nö GemeinderatswahlO (NÖ GRWO 1994) "ins Leere" gehe, weil die angegebene Stammfassung nicht im RIS auffindbar sei, ist schon insofern verfehlt, als die Kundmachung der niederösterreichischen Landesgesetze im RIS erst mit dem NÖ Verlautbarungsgesetz 2015, das am 01.01.2015 in Kraft getreten ist, angeordnet worden ist. Die Pflicht zur Kundmachung von Landesgesetzen im RIS besteht daher nur für ab dem 01.01.2015 kundzumachende Landesgesetze. Weder aus dem NÖ Verlautbarungsgesetz 2015 noch aus anderen landes(verfassungs)gesetzlichen Regelungen lässt sich ableiten, dass sämtliche vor dem 01.01.2015 kundgemachten Landesgesetze neu im RIS kundzumachen gewesen wären, um noch gültig zu sein.

Es ist unerheblich, ob der verwiesene §53 NÖ GRWO 1994 durch LGBl 34/2020 verändert worden ist, solange sich der Inhalt der (statisch) verwiesenen Bestimmung daraus eindeutig ableiten lässt. Dafür ist es in der Regel ausreichend, wenn das Gesetz, das die verwiesene Bestimmung enthält, in einer bestimmten Fassung angeführt wird, weil dies nur bedeuten kann, dass die verwiesene Bestimmung mit jenem Inhalt gemeint ist, den sie in dieser Fassung des Gesetzes hatte. Insofern kommt dadurch, dass §82 Abs2 NÖ STROG auf §53 NÖ GRWO 1994 "in der Fassung LGBl Nr 34/2020" verweist, eindeutig zum Ausdruck, dass jener Inhalt des §53 NÖ GRWO 1994 gemeint ist, den diese Bestimmung nach der Novellierung der NÖ GRWO 1994 durch LGBl 34/2020 - also zum Zeitpunkt der Erlassung der verweisenden Bestimmung - hatte. Der in §82 Abs2 NÖ STROG enthaltene Verweis auf das in §53 NÖ GRWO 1994 geregelte Verfahren hat zur Folge, dass die (zehn) Stadtsenatsmandate nach dem d'Hondt'schen Verfahren auf die im Gemeinderat vertretenen Wahlparteien aufgeteilt werden. Die Berechnung erfolgt auf Grund der "Parteisummen", worunter nach §52 NÖ GRWO 1994 ausdrücklich "die Anzahl der auf jede Partei entfallenden gültigen Stimmen" zu verstehen ist.

Keine Bedenken gegen das d'Hondt'sche Verfahren:

§82 Abs2 NÖ STROG bestimmt ausdrücklich, dass die Zahl der Stadtsenatsmitglieder nach dem in §53 NÖ GRWO 1994 geregelten (d'Hondt'schen) Verfahren zu verteilen ist. Angesichts des Gesetzeswortlautes (sowohl der verweisenden als auch der verwiesenen Bestimmung) ist es unerfindlich, wie bei der Verteilung der Zahl der Mandate nach §82 Abs2 NÖ STROG unter "Parteisummen" auch die bei der Wahl der Mitglieder des Stadtsenates abgegebenen gültigen Stimmen der Gemeinderatsmitglieder verstanden werden könnten.

§82 Abs2 NÖ STROG verweist ausdrücklich auf den speziellen Rechenvorgang nach §53 NÖ GRWO: Bei der Berechnung der Wahlzahl nach §53 Abs2 NÖ GRWO 1994 wird die Berücksichtigung ("auch") von Dezimalzahlen ausdrücklich angeordnet, sodass es schon deshalb zu keiner Rundung kommen kann. Bei der darauffolgenden Zuteilung der Mandate nach §53 Abs5 NÖ GRWO können nur ganze Zahlen berücksichtigt werden, weil tatsächlich nur ganze Mandate vergeben werden können. Daraus folgt mangels einer allgemeinen Rundungsregel in der NÖ GRWO 1994 die für das d'Hondt'sche Verfahren charakteristische Abrundung allfälliger Dezimalstellen bei der Mandatsquote. Der Verweis des §82 Abs2 NÖ STROG auf diesen Rechenvorgang schließt als lex specialis die Anwendung des §99 NÖ STROG aus.

Kein Verstoß gegen den Grundsatz der Verhältniswahl und das Sachlichkeitsgebot durch das d'Hondt'sche Verfahren:

Nach Art117 Abs5 B-VG haben im Gemeinderat vertretene Wahlparteien "nach Maßgabe ihrer Stärke" Anspruch auf Vertretung im Gemeindevorstand. Der VfGH hat bereits in VfSlg 10.905/1986 in einer mit dem vorliegenden Fall vergleichbaren Konstellation nach der NÖ GO 1973 idF LGBl 1000-4 (41 Gemeinderatsmandate; 11 Gemeindevorstandsmandate) keine Bedenken gegen das d'Hondt'sche Verfahren geäußert, das zur Folge hatte, dass die "nur einen jeweils sehr geringen Teil der Wähler repräsentierenden Wahlparteien" (im konkreten Fall mit einem Stimmenanteil von ca. 7 %) nicht im Gemeindevorstand vertreten waren. Dies wird "dem wesentlichen Zweck einer Wahl" gerecht, der "in der Schaffung einer arbeitsfähigen Vertretung" liegt. Der Einwand der Anfechtungswerber, dass sich der VfGH in der zitierten Entscheidung nicht unmittelbar mit dem d'Hondt'schen Verfahren auseinandergesetzt habe, ist insofern nicht nachvollziehbar. Dass gegen das "leicht mehrheitsfördernde" d'Hondt'sche Verfahren bei der Verteilung der Gemeindevorstandsmandate keine verfassungsrechtlichen Bedenken bestehen, wurde auch ausdrücklich in VfSlg 13.773/1994 bestätigt. Es bestehen daher keine verfassungsrechtlichen Bedenken dagegen, dass die mit einem Stimmenanteil von 7,09 % und 6,66 % nur einen jeweils sehr geringen Teil der Wähler repräsentierenden Wahlparteien "KLS" und "NIK" kein Mandat im Stadtsenat erhalten haben.

Entscheidungstexte

Schlagworte

VfGH / Wahlanfechtung, Wahlpartei, Verhältniswahl, Auslegung eines Gesetzes, Gesetz Kundmachung, Verweisung, Wahlen, Gemeinderecht, Statutarstadt

European Case Law Identifier (ECLI)

ECLI:AT:VFGH:2023:WI12.2022

Zuletzt aktualisiert am

16.03.2023
Quelle: Verfassungsgerichtshof VfGH, http://www.vfgh.gv.at
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