TE Bvwg Erkenntnis 2019/12/3 W176 2191288-2

JUSLINE Entscheidung

Veröffentlicht am 03.12.2019
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Entscheidungsdatum

03.12.2019

Norm

AsylG 2005 §10 Abs1 Z3
AsylG 2005 §15b Abs1
AsylG 2005 §3 Abs1
AsylG 2005 §55
AsylG 2005 §57
AsylG 2005 §8 Abs1
AVG §68 Abs1
BFA-VG §17 Abs1 Z1
BFA-VG §9
B-VG Art. 133 Abs4
FPG §46
FPG §50
FPG §52 Abs2 Z2
FPG §52 Abs9
FPG §53 Abs1
FPG §53 Abs2 Z6
FPG §55a Abs1
VwGVG §28 Abs2

Spruch

W176 2191288-2/3E

IM NAMEN DER REPUBLIK!

Das Bundesverwaltungsgericht hat durch den Richter Mag. NEWALD als Einzelrichter über die Beschwerde von XXXX , geboren am XXXX (alias XXXX ), StA. Iran, vertreten durch Diakonie Flüchtlingsdienst gem. GmbH, gegen den Bescheid des Bundesamtes für Fremdenwesen und Asyl vom 31.10.2019, Zl. 1077860607/190949959/EASt_Ost, zu Recht erkannt:

A)

Die Beschwerde wird gemäß § 28 Abs. 2 Verwaltungsgerichtsverfahrensgesetz, BGBl. I Nr. 33/2013 (VwGVG), als unbegründet abgewiesen.

B)

Die Revision ist gemäß Art. 133 Abs. 4 Bundes-Verfassungsgesetz, BGBl. Nr. 1/1930 (B-VG), nicht zulässig.

Text

ENTSCHEIDUNGSGRÜNDE:

I. Verfahrensgang:

1. Verfahren über den ersten Antrag auf internationalen Schutz:

1.1. Der Beschwerdeführer, ein iranischer Staatsangehöriger, stellte nach illegaler Einreise in das österreichische Bundesgebiet am XXXX .07.2015 erstmals einen Antrag auf internationalen Schutz.

1.2. Bei der Erstbefragung am XXXX .07.2015 gab er an, er sei zum Christentum konvertiert, weshalb er von den iranischen Behörden bedroht worden sei. Kurz vor seiner Ausreise seien iranische Sicherheitsorgane bei ihm zuhause gewesen, er sei jedoch nicht da gewesen. Seine Schwester habe ihn gewarnt, woraufhin er zu einem Freund gefahren und danach aus dem Iran ausgereist sei.

1.3. Am 19.01.2017 vor dem Bundesamt für Fremdenwesen und Asyl (in der Folge: belangte Behörde) einvernommen, führt er im Wesentlichen Folgendes an (Auszug aus dem Einvernahmeprotokoll, Schreibfehler teilweise korrigiert):

"F [Frage des Einvernehmenden]: Welche Schul- oder sonstige Ausbildung haben Sie?

A [Antwort des Beschwerdeführers]: Ich war 12 Jahre in der Schule. Ich wurde auf der Uni aufgenommen, habe die Aufnahmeprüfung für die Uni XXXX geschafft, aber ich bin nicht mehr hingegangen. Meine Fachrichtung war schon in der Oberstufe Industriedesign und Metalltechnik.

F: Von wann bis wann haben Sie die Schule besucht?

A: Von 1380 (= 2001) bis 1392 (= 2013).

F: Wann fängt man im Iran mit dem Besuch der Schule an?

A: Normalerweise mit 7, ich hatte ein Kindergartenjahr und ein Jahr Vorbereitung.

F: Wann haben Sie dann mit der Schule begonnen?

A: Ich glaube, ich war mit 6 Jahren in der Schule.

F: Wann waren Sie dann auf der Uni?

A: Ich habe die Aufnahmeprüfung im Jahr 2012/2013 geschafft, wollte dann 6 Monate später auf die Uni, aber es kam nicht mehr dazu.

F: Wann war die Aufnahmeprüfung?

A: Das muss Ende 2013, Anfang 2014 gewesen sein.

F: Wann hätten Sie auf der Uni beginnen können?

A: Ich hätte mit März 2014 gleich nach der Aufnahmeprüfung beginnen können. Ich wollte 6 Monate Pause machen und erst dann beginnen. Ich wollte im September 2014 beginnen.

F: Waren Sie im Iran berufstätig und zwar von wann bis wann?

A: Ich hatte keinen fixen Job, ich habe aber Freunden von mir geholfen, die hatten ein Friseurgeschäft, dort habe ich ausgeholfen, das war von 2012 bis inklusive 2013.

F: Waren Sie im Iran politisch oder religiös tätig?

A: Nein.

F: Haben Sie in Ihrer Heimat strafbare Handlungen begangen?

A: Nein.

F: Waren Sie im Iran jemals von sich aus bei der Polizei oder bei einem Gericht?

A: Nein.

F: Haben Sie im Iran Probleme mit Behörden gehabt?

A: Nein.

F: Wann haben Sie den Iran verlassen?

A: Ca. einen Monat bevor ich in Österreich angekommen bin, ich bin im Juli hier angekommen, also war es im Juni 2015.

[...]

A: Ich habe aus dem Iran flüchten müssen, weil ich im Iran meine Religion gewechselt habe, dadurch galt ich als Ungläubiger und musste den Iran verlassen. Einmal sind die Beamten zu uns nach Hause gekommen.

(Anmerkung: der Dolmetscher fragt nach wann das war, der AW überlegt länger)

Es war ca. Anfang des XXXX . Ich war nicht zuhause, Beamte sind gekommen mit dem Vorwand die Satellitenschüssel abzumontieren, da diese verboten wäre. An dem Tag war meine Schwester zuhause, und sie hat mir erzählt, dass die Beamten eine Hausdurchsuchung vorgenommen haben. Ich hatte im Eck meines Kastens Mitschriften gehabt, ich hatte eine kleinformatige Bibel und ein selbstgemachtes Kreuz aus Holz.

Die Männer haben das Kreuz gebrochen und die Bibel und meine Mitschriften mitgenommen. Meine Schwester wurde ausgefragt, wo ich mich aufhalte. Sie meinte, sie wüsste es nicht.

F: Welche Mitschriften waren das?

A: Wenn ich religiöse Fragen hatte, habe ich sie dort aufgeschrieben und dann habe ich meinen Freund gefragt.

F: Waren das Notizen oder Mitschriften?

A: Es waren mehr Notizen.

Fahren Sie bitte fort. Wir waren bei dem Besuch der Beamten.

F: Wie viele Beamte waren da?

A: Es waren 6 bis 7 Personen.

Setzen Sie bitte fort.

AW: Daraufhin bin ich zu einem Freund gefahren und war einige Tage dort, bis mich mein Vater angerufen hat und meinte, ich soll möglichst schnell das Land verlassen.

F: Wer war der Freund?

A: Er hieß XXXX , wir waren 6, 7 Jahre Nachbarn, sie waren damals erst vor kurzem umgezogen in eine Siedlung namens XXXX .

F: Wo ist die Siedlung?

A: Es ist eine neue Siedlung in XXXX . Ich habe ihn angerufen und sie hatten einen kleinen Raum hinter der Garage, wo man sich dort aufhalten konnte.

F: Und Sie konnten Ihren Freund einfach anrufen und sagen, Sie kommen zu ihm?

A: Ich meinte, die Situation für mich ist gefährlich, ich kann es dir nicht sagen, aber ich konnte zu ihm.

F: Was haben seine Eltern dazu gesagt?

A: Die Eltern wussten davon, aber haben nichts gesagt. Ich war schon vorher öfter bei ihm gewesen.

F: Eltern sind normalerweise recht neugierig, sie haben nicht nachgefragt?

A: Es war schon öfter vorgekommen, dass ich zwei, drei Tage dort gewesen bin.

F: Wie lange haben Sie sich dort aufgehalten?

A: Es war ca. eine Woche.

F: Und Sie waren dauernd dort?

A: Ich war ca. eine Woche dort und bin nicht mehr rausgegangen.

F: Was war danach?

A: Mein Vater hat alles organisiert, hat einen Schlepper gefunden und ich bin geflüchtet.

F: Wann War das dann?

Anmerkung: AW schaut auf den Zettel des Dolmetschers mit seinen Jahreszahlen.

AW: Ich muss da genauer nachdenken. Das war etwa der XXXX .

F: Dass Leute der Behörde bei Ihnen zuhause waren hat Ihre Flucht ausgelöst, stimmt das?

A: Ja.

F: Wie haben Ihre Eltern auf diesen Besuch reagiert?

A: Die Reaktion der Eltern kann ich nicht schildern, es war nur meine Schwester zuhause, sie hat mich angerufen.

Die Frage wird wiederholt.

AW: Sie meinten nur, sie hätten mich gewarnt und da ich nicht auf sie gehört hätte, wäre das nun das Ergebnis.

F: Wie haben sie von dem Besuch erfahren?

A: Durch meine Schwester, sie hat mich angerufen, sie war aufgeregt, sie hat lauter geschrien und gefragt wo ich sei, was los sei. Ich meinte, ich wäre schon am Weg nach Hause und sie meinte, nein, ich solle nicht nach Hause kommen und dann hat sie mir erzählt, was ich Ihnen schon erzählt habe.

F: Und Ihre Reaktion war?

A: Nichts, ich habe aufgelegt, bin zurück in ein Shoppingcenter, von dort habe ich meinen Freund angerufen und gefragt ob ich zu ihm kommen könne. Und danach bin ich zu ihm gefahren.

Auff: Schildern Sie das genauer.

AW: Ich habe ihn angerufen und er ist zu mir ins Shoppingcenter gekommen, ich habe ihm erklärt, was passiert ist und er meinte, ich könne seinen Schlüssel haben, ich solle hinfahren und er käme später nach.

Die Aufforderung wird wiederholt.

AW: Ich schildere nur, was damals passiert ist. Wir haben nur ausgemacht, dass er mit niemandem darüber reden solle.

F: Wie sind Sie in jungen Jahren im Iran zum Christentum gekommen?

A: Als ich noch Schüler war, sind für mich Fragen aufgekommen und ich habe Antworten gesucht.

F: Welche Fragen?

A: Man hat immer gesagt, wir sind Geschöpfe Gottes, man hat uns lieb, dann gab es manche, die waren unrein, wie konnte das sein, wenn wir alle gleich wären.

F: Die Frage war, wie Sie zum Christentum kommen?

A: Ich habe einen Freund gefragt, der Christ war.

F: Wann war das?

A: Das war 1392/93 (= 2013/14).

Setzen Sie bitte fort.

AW: Ich habe meinen Freund gefragt, wird etwas unrein, wenn ich dir etwas gebe. Ich habe ihn gefragt, habt ihr einen Dschihad, müsst ihr Kriege führen, aber er hat nur gelächelt und meinte, unser Gott hat mit dem Krieg nichts zu tun. Bei uns ist alles gleich, es geht nur um Nächstenliebe, um Wertschätzung. Ich habe mit ihm über die Rechte von Männern und Frauen gesprochen, er meinte, das gäbe es im Christentum nicht.

Ich habe ihn gebeten, dass er mir eine Bibel gibt, ich war hartnäckig, aber er wollte nicht, ich war der Meinung er hatte Angst, aber schließlich habe ich von ihm eine Bibel bekommen.

F: Wann war das?

A: Ich kann mich an das genaue Datum nicht erinnern. Es war im Studienjahr 1392/93, ich habe mit ihm sehr viel außerhalb der Schule gesprochen.

F: Wer war das eigentlich?

A: Es war XXXX , ich war ein Jahr mit ihm in der gleichen Klasse, das war 1392 (= 2013). Wir haben uns insgesamt eineinhalb oder zwei Jahre gekannt. Er war ein sehr netter Typ, er hatte Probleme mit den Augen und hat eine Brille getragen, er war in der Schule durchschnittlich, in Mathe war er schwächer, ich habe ihm geholfen, er war charaktermäßig sehr nett, er war gebürtiger Christ. Ich glaube nicht, dass das viele gewusst haben. Christen dürfen in die Schule, aber sie dürfen keine Werbung für ihren Glauben machen.

F: Wie haben Sie das dann erfahren?

A: Wir haben uns öfter in einem Park getroffen, in der Nähe der Schule, er hat sich immer zwei Bänke weiter hingesetzt und einmal so gegen Abend saß er alleine auf der Bank und weinte, der AW zeigt eine Pose, Oberkörper vorgebeugt, die Hände verschränkt zum Gebet, zwischen den Händen hatte er das Neue Testament. Auf dem Buch stand "Heiliges Buch". Ich habe ihn angesprochen und gefragt, was los sei. Er hat sofort das Buch weggegeben und meinte, es wäre nichts und er wolle alleine sein. Ich meinte, er brauche sich keine Sorgen machen, Gott ist groß und er wird schon eine Lösung finden.

Am Abend habe ich im Internet recherchiert und habe herausgefunden, dass er ein Christ ist.

F: Wie ist es zu Ihrer Freundschaft gekommen?

A: Wir waren schon befreundet.

F: Sie sind befreundet und sitzen zwei Bänke auseinander?

A: Wir waren schon befreundet und er wollte wahrscheinlich die Bibel lesen und wollte nicht, dass wir erfahren, dass er ein Christ ist.

F: Er will nicht entdeckt werden und sitzt zwei Bänke weiter?

A: Es ist nicht so wie hier, eine Bank ist 50 Meter weiter und die nächste Bank wieder 50 Meter weiter. Ich kann eine Skizze des Parks machen.

F: Sie sehen, was 100 Meter weiter weg passiert.

A: Am Anfang habe ich nicht gesehen, dass er weint, ich bin in seine Nähe gegangen und dann ist es mir aufgefallen. Er hat es gar nicht mitbekommen, dass ich auf ihn zugehe.

F: Sie wussten nun, dass er Christ ist, was ist weiter passiert?

A: Ich habe ihn darauf angesprochen, ich wollte ihn nach der Schule wieder im Park treffen. Er meinte warum. Ich sagte, das kann ich nicht in der Schule besprechen. Ich wollte wissen, welche Religion er hatte. Ich meinte, er kenne meine Familie und ich wollte Antworten auf meine Fragen. Er hat dann zugestimmt. Er hat mir ein paar selbst geschriebene Seiten mitgegeben. Ich musste schwören, dass ich die Sachen nur zuhause aufbewahren würde. Ich habe das gelesen und mich immer mehr interessiert. Dann bin ich Christ geworden, ich habe darüber gesprochen. Ich habe innerhalb meiner Familie über Jesus Christus gesprochen, sie meinten, ich wäre verrückt geworden. Ich habe aber weitergemacht. Für mich war wichtig, dass ich mich mehr informiere und meinen Weg weitergehe.

F: Sie sagen, sie wären zum Christentum konvertiert. Was meinen Sie damit?

A: Ich habe Jesus Christus mit Leib und Seele akzeptiert, mit Hilfe des Heiligen Geistes.

F: Wie wird man Christ?

A: Man muss mit seiner Seele, im Herzen an Jesus glauben, man muss an Gott glauben, man muss Jesus kennen.

F: Man muss nichts wissen oder Dinge erfüllen, es ist eine reine innere Sache?

A: Im Iran ist es nicht möglich eine Taufe zu erhalten, ich durfte nicht einmal in eine Kirche um Glaubenskurse zu besuchen.

F: Was wissen Sie über das Christentum?

A: Jesus Christus als einziger Sohn Gottes, Maria wurde durch den heiligen Geist schwanger, sie war Jungfrau, sie hat Jesus geboren. Gott hat seinen einzigen Sohn zu uns geschickt, er wurde gekreuzigt und hat sein Blut für uns vergossen, er ist auferstanden.

Das Christentum ist der Weg der zu Gott führt, es ist der richtige Weg. Im Kern des Christentums geht es um Liebe und den Weg zu Gott, man lernt die richtige Lebensführung, man kommt zum ewigen Leben.

F: Kommen wir zur Lebensführung, was ist der Unterschied zur islamischen oder einer allgemein anständigen Lebensführung?

A: Zum Beispiel, im Islam ist es so, wenn man einen Krieg gewinnt...

F: Ich muss unterbrechen, es geht um Ihre persönliche christliche Lebenseinstellung. Wie äußert sich die?

A: Bei mir ist es so, was mir gefällt, soll auch den anderen gefallen,

Die Frage wird wiederholt und erklärt.

AW: Das ist nun allgemein, man darf die Leute nicht besser oder schlechter behandeln, man muss ein Gegenüber mit Respekt behandeln, es gibt Gesetze und Meinungen.

F: Was war Ihr Grund zum Christentum wechseln zu müssen?

A: Ich hatte Angst vor dem Gott, wie man ihn mir präsentiert hat.

F: Warum haben sie nicht eine andere Richtung des Islam für sich gesucht, es gibt unterschiedliche Richtungen und Auslegungen?

A: Im Iran gibt es eine Herrschaft des Islam, ich kann nur sehen was uns beigebracht wird, da gibt es nicht so viel Spielraum.

F: Wann und wie haben Ihre Familienangehörigen erfahren, dass Sie zum Christentum konvertiert sind?

A: Ein genaues Datum kann ich nicht angeben, ich habe zuhause meine Mitschriften gelesen, als meine Mutter reinkam, ich sagte ich recherchiere über das Christentum. Ich habe eine sehr offene Familie.

F: Wie haben sie darauf reagiert?

A: Die waren ganz entspannt.

F: Ihre Eltern reagieren ganz entspannt, obwohl sie wissen, dass das ernste Probleme verursachen kann?

A: Meine Familie ist nicht religiös fundamentalistisch. Meine Eltern wissen, was vom Herzen kommt ist schwer zu bändigen, was sollen sie sagen, komm nicht mehr nach Hause.

Die Frage wird wiederholt und erklärt.

AW: Meine Eltern lassen mich das ausleben und akzeptieren meine Entscheidung. Was sollen sie dagegen tun?

F: Wie haben Sie das Ihr Christsein in Ihrer Heimat praktiziert?

A: Ich wollte zwei-, dreimal in die Kirche gehen, ich wurde nicht hineingelassen. Bei Personen, bei denen ich zu 100% sicher war, habe ich die Lehre Christi weitergegeben. Die Reaktionen waren unterschiedlich. Aber ich habe weitergemacht.

F: Können Sie ein Beispiel geben, wie Sie die Lehre Christi weitergegeben haben?

A: Ich habe so angefangen, was wissen sie über den Islam, außer beten und fasten. Ich habe dann erzählt, dass Mohammed durch eine sterbliche Frau, Jesus durch Maria auf die Welt gekommen ist, dass das Leben von Jesus von Anfang an etwas Besonderes war. Ich habe über das Leben von Mohammed gesprochen. Aber Jesus Christus würde schon von älteren Propheten angekündigt, was auch geschehen ist. Dann habe ich, was ich selber erfahren habe oder gelernt habe weitergegeben. So habe ich angefangen.

F: Jesus gibt es im Islam auch, da ist nicht wirklich Neues dabei, das hat die Leute überzeugt?

A: Aber im Islam darf man Jesus nicht als Gottes Sohn erwähnen. Wenn er aber durch eine Jungfrau geboren wird, kann er nur Gottes Sohn sein, so etwas gibt es sonst nicht.

[...]

F: Wurden Sie im Iran konkret bedroht?

A: Ich habe ab und zu eine Ohrfeige kassiert, weil ich über das Christentum gesprochen habe. Ich wurde persönlich nicht mit dem Tode bedroht, aber ich habe auch von meinem Onkel eine Ohrfeige bekommen.

[...]

F: Bei Ihren Angaben ergibt sich ein Zeitproblem, erklären Sie das.

AW: Ich bin im Juli nach Österreich gekommen und es gibt keine Fehler bei der Zeitangabe.

Anm. AW diskutiert mit dem Dolmetscher.

A: Ich dürfte mich nicht konzentriert haben, das war ein Fehler bei der Jahresangabe."

Ferner gab der Beschwerdeführer an, dass er in Österreich getauft worden sei, wobei er einen Taufschein der New Life International Church vom 04.09.2016 vorlegte.

In der Folge wurden ihm Fragen zum Christentum protestantischer Prägung und zu seiner Glaubensausübung gestellt.

1.4. Mit Bescheid vom 16.02.2018, Zl. 1077860607-150858202, wies die belangte Behörde den Antrag des Beschwerdeführers auf internationalen Schutz hinsichtlich der Zuerkennung des Status des Asylberechtigten gemäß § 3 Abs. 1 iVm § 2 Abs. 1 Z 13 Asylgesetz 2005, BGBl. I Nr. 200/2005 (AsylG), (Spruchpunkt I.), sowie hinsichtlich der Zuerkennung des Status des subsidiär Schutzberechtigten in Bezug auf den Herkuftsstaat Iran gemäß § 8 Abs. 1 iVm § 2 Abs. 1 Z 13 AsylG (Spruchpunkt II.) ab, erteilte gemäß § 57 AsylG keinen Aufenthaltstitel aus berücksichtigungswürdigen Gründen (Spruchpunkt III.), erließ gemäß § 10 Abs. 1 Z 3 AsylG iVm § 9 BFA-Verfahrensgesetz, BGBl. I Nr. 87/2012 (BFA-VG); eine Rückkehrentscheidung gemäß § 52 Abs. 2 Z 2 Fremdenpolizeigesetz 2005, BGBl. I Nr. 100/2005 (FPG) gegen den Beschwerdeführer (Spruchpunkt IV.) und stellte gemäß § 52 Abs. 9 FPG fest, dass die Abschiebung des Beschwerdeführers in den Iran gemäß § 46 FPG zulässig sei (Spruchpunkt V.) sowie dass gemäß § 55 Abs. 1 bis 3 FPG die Frist für seine freiwillige Ausreise 14 Tage ab Rechtskraft der Rückkehrentscheidung betrage (Spruchpunkt VI.).

In der Bescheidbegründung hielt die belangte Behörde im Wesentlichen fest, dass das Fluchtvorbringen des Beschwerdeführers insbesondere in Hinblick auf widersprüchliche Angaben unglaubwürdig sei.

1.5. Gegen diesen Bescheid erhob der Beschwerdeführer fristgerecht Beschwerde. Darin wird Vorbringen erstattet, um die im zuvor dargestellten Bescheid aufgezeigten Widersprüche aufzuklären, und erneut auf das Interesse des Beschwerdeführers am christlichen Glauben und auf seine Konversion verwiesen.

Außerdem wurde ein Kurzarztbrief vom 24.07.2015 vorgelegt, demzufolge beim Beschwerdeführer keine akute psychotische Symptomatik vorliege und keine Selbst- bzw. Fremdgefährdung bestehe.

1.6. Am 13.09.2018 fand vor dem Bundesverwaltungsgericht eine Beschwerdeverhandlung statt, zu der der Beschwerdeführer im Beisein eines gewillkürten Vertreters persönlich erschien. Die belangte Behörde verzichtete auf eine Teilnahme an der Verhandlung.

Auf richterliche Befragung gab der Beschwerdeführer im Wesentlichen Folgendes an (Auszug aus der Verhandlungsschrift):

"RI [Richter]: Fühlen Sie sich körperlich und geistig in der Lage, der heutigen Verhandlung zu folgen?

BF [Beschwerdeführer]: Ja.

RI: Leiden Sie an chronischen oder akuten Krankheiten oder anderen Leiden oder Gebrechen?

BF: Ich hatte früher psychische Probleme, aber derzeit geht es mir gut.

[...]

RI: Gehören Sie einer Religionsgemeinschaft an, und wenn ja, welcher?

BF: Ja, ich bin Christ.

RI: Welche Richtung des Christentums?

BF: Protestant.

RI: Sind Sie verheiratet, oder leben Sie in einer eingetragenen Partnerschaft oder sonst in einer dauernden Lebensgemeinschaft?

BF: Ich bin ledig.

RI: Haben Sie Kinder?

BF: Nein, ich bin ledig.

RI: Woher kommen Sie aus dem Iran?

BF: XXXX

RI: Haben Sie von Geburt an dort gelebt?

BF: Ja.

RI: Geben Sie bitte Anzahl und Aufenthaltsorte Ihrer näheren Angehörigen bekannt!

BF: Meine Eltern sind am Leben. Ich habe eine Schwester, einen Bruder, fünf Onkeln väterlicherseits, vier Onkeln mütterlicherseits, fünf Tanten väterlicherseits und drei Tanten mütterlicherseits. Alle leben in XXXX .

RI: Haben Sie Kontakt zu diesen Angehörigen?

BF: Nur mit meinen Eltern bin ich in Kontakt.

RI: Per Telefon oder E-Mail?

BF: Über Telefon.

RI: Haben Sie in Ihrem Herkunftsstaat eine Schul- oder Berufsausbildung absolviert?

BF: Ich war 5 Jahre in der Volksschule, drei Jahre Mittelschule und drei Jahre in einer höheren technischen Schule. Ich habe im industriellen Design maturiert und in diesem Bereich habe ich 240 Stunden Praktikum absolviert.

RI: Wann haben Sie die Schule abgeschlossen? In welchem Jahr?

BF: Im Jahr 2014.

RI: Womit haben Sie sich in Ihrem Herkunftsstaat Ihren Lebensunterhalt verdient bzw. wer ist für Ihren Lebensunterhalt aufgekommen?

BF: Mein Vater war verantwortlich für die Deckung meines Lebensunterhaltes.

RI: Haben Sie gearbeitet, außer dem Praktikum?

BF: Ich habe nicht gearbeitet, zusätzlich habe ich die Ausbildung als Friseur gemacht.

RI: Wie stellte sich Ihre finanzielle Situation bzw. die Ihrer Familie dar?

BF: Durchschnittlich.

RI: Sind oder waren Sie Mitglied einer politischen Partei oder einer anderen politisch aktiven Bewegung oder Gruppierung?

BF: Nein.

RI: Wann haben Sie Ihren Herkunftsstaat zuletzt genau verlassen?

BF: Auf den Tag genau kann ich es nicht sagen, aber es war im XXXX .

Zur derzeitigen Situation in Österreich:

RI: Haben Sie in Österreich lebende Familienangehörige oder Verwandte?

BF: Ja, ein Onkel väterlicherseits und eine Tante väterlicherseits von mir leben in Österreich.

RI: Leben Sie mit diesen in einem gemeinsamen Haushalt? Haben Sie Kontakt zu diesen?

BF: Ich lebe nicht mit ihnen in einem gemeinsamen Haushalt, aber ich bin mit ihnen in Kontakt.

RI: Wie lange sind diese Verwandten schon in Österreich?

BF: Ganz genau weiß ich es nicht, ich glaube, mein Onkel ist seit ca. 8 Jahren und meine Tante seit ca. 1 1/2 bis 2 Jahren hier.

RI: Kriegen Sie von diesen finanzielle Unterstützung oder Unterstützung in einer anderen Form?

BF: Finanzielle Unterstützung nicht, weil sie selber Familien haben, aber in Form von Geschenken kriege ich von meiner Tante Sachspenden, wie zB eine Hose.

RI ersucht D, die folgenden Fragen nicht zu übersetzen. RI stellt diverse Fragen.

RI: Sprechen Sie Deutsch? Haben Sie mich bis jetzt auch ohne Übersetzung durch den D verstehen können?

BF: Ja, ich spreche ein bisschen Deutsch.

RI stellt fest, dass der BF die zuletzt gestellten und nicht übersetzten Fragen verstanden und auf gutem verständlichen Deutsch beantwortet hat.

RI: Besuchen Sie derzeit einen Deutschkurs oder haben Sie einen Deutschkurs bereits besucht?

BF: Derzeit besuche ich keinen Deutschkurs. Ich habe bis A2-Niveau gelernt und die entsprechenden Prüfungen abgelegt. Ich habe vor, weitere Deutschkurse zu besuchen.

RI: Haben Sie Arbeit in Österreich? Gehen Sie einer regelmäßigen Beschäftigung nach?

BF: Nein.

RI: Wenn Sie in Österreich bleiben dürften, welchen Beruf würden Sie gerne ergreifen?

BF: Mein Interesse liegt im Bereich des industriellen Designs. Wenn es möglich wäre, würde ich gerne Zahnmedizin studieren.

RI: Besuchen Sie in Österreich bestimmte Kurse oder eine Schule, oder sind Sie aktives Mitglied in einem Verein? Gehen Sie sportlichen oder kulturellen Aktivitäten nach?

BF: Ich war ein Jahr lang im Fitnessclub. Nach einem Sportunfall auf Anraten des Arztes habe ich diese Aktivität abbrechen müssen. Ich bin Mitglied der Bibliothek und besuche ich manchmal die Bibliothek.

RI: Wurden Sie in Österreich jemals von einem Gericht wegen einer Straftat verurteilt oder von einer Behörde mit einem Aufenthaltsverbot oder Rückkehrverbot belegt?

BF: Nein, außer den negativen Bescheid, den ich vom BFA erhalten habe.

Zu den Fluchtgründen und zur Situation im Fall der Rückkehr in den Herkunftsstaat:

RI: Nennen Sie jetzt bitte abschließend und möglichst umfassend alle Gründe, warum Sie Ihren Herkunftsstaat verlassen haben bzw. warum Sie nicht mehr in Ihren Herkunftsstaat zurückkehren können (Fluchtgründe). Nehmen Sie sich dafür nun bitte ausreichend Zeit, alles vorzubringen.

BF: Weil ich konvertiert bin, nämlich, weil ich Christ geworden bin, wurde ich in meinem Land verfolgt und gezwungen, mein Land zu verlassen. Eines Tages, als ich auf dem Weg nach Hause war, erhielt ich einen Anruf von meiner Schwester. Sie sagte mir, ein paar Polizisten sind zu uns nach Hause gekommen, zuerst gaben sie an, dass sie die Satanlage wegräumen wollen, dann hat sich herausgestellt, dass es nur ein Vorwand war, damit sie ins Haus hineinkommen, weil sie überhaupt nicht zu der Satanlage gegangen sind. Sie sind direkt ins Haus gekommen und haben sie mit der Hausdurchsuchung angefangen. Sie sind in die Zimmer hineingegangen. Sie haben meine kleine Bibel in einem Kasten gefunden. Sie haben das Kreuz, dass ich selber gebastelt habe, gefunden und gebrochen. Nachdem sie das Haus vollständig durchsuchten, nahmen sie meine Sachen mit und haben unten vor der Straße vor dem Haus für eine halbe Stunde im Auto gewartet und sind dann weggefahren. Nachdem ich aufgelegt habe, rief ich einen meiner Freunde an. Ich bat ihn um den Schlüssel seiner Wohnung. Wir trafen uns im Zentrum der Stadt. Ich nahm den Schlüssel von ihm und erzählte immer, sie sind daraufgekommen, dass ich konvertiert bin und haben unser Haus durchsucht. Gib mir den Schlüssel deiner Wohnung, erzähle bitte niemanden weiter, dass ich dort bin, komm am Abend alleine, ich werde dir näher darüber erzählen. Ich blieb eine Woche bei meinem Freund in dessen Wohnung, bis mein Vater meine Reise, nämlich meine Flucht, vorbereitet hat. Dann habe ich das Land, den Iran, verlassen.

RI: Sie sagten, Sie waren auf dem Heimweg. Von wo sind Sie gekommen?

BF: Ich bin von einem Einkaufzentrum nach Hause gegangen.

RI: Wo haben Sie sich dann mit dem Freund getroffen?

BF: Im Zentrum der Stadt, an der Kreuzung XXXX .

RI: Das heißt, Sie haben sich im Freien auf einer Kreuzung getroffen?

BF: Ja, auf der Straße.

RI: Warum haben Sie vor dem BFA angegeben, dass Sie den Freund im Einkaufszentrum getroffen haben?

BF: Ich bin zu ihm zum Einkaufszentrum hingegangen, als ich dort ankam, kam er vom Einkaufszentrum hinaus. Wir haben uns auf der Straße getroffen.

RI: Das heißt, der Freund war schon im Einkaufszentrum?

BF: Im Zentrum der Stadt gibt es mehrere Einkaufszentren. Es ist nicht dasselbe Einkaufszentrum, wo ich auf dem Heimweg war, sondern es war ein anderes Einkaufszentrum im Zentrum der Stadt.

RI: Hat Ihnen Ihre Schwester gesagt, wie viele Beamte es waren?

BF: Ich glaube, sie hat gesagt, insgesamt waren sie 6 bis 7 Personen. Ich weiß aber nicht, ob alle diese Personen in das Haus hineingegangen sind oder wie viele vor dem Haus gestanden sind.

RI: Wurde nur Ihr Zimmer durchsucht oder das ganze Haus?

BF: Das ganze Haus wurde durchsucht, sogar die Küchenschränke, der Kühlschrank, alles.

RI: Waren Ihre Eltern anwesend? War außer Ihrer Schwester noch jemand anwesend?

BF: Ja, meine Eltern waren auch anwesend zu Hause, aber meine Schwester rief mich an.

RI: Ist den Eltern oder der Schwester etwas passiert? Wurden diese bedroht? Was waren die Konsequenzen, nachdem sie die Bibel und das Kreuz gefunden haben?

BF: Nein, ihnen ist nichts passiert. Sie haben nur mich gesucht.

RI: Sie haben gesagt, Sie haben 2014 die Schule beendet. Was haben Sie danach gemacht?

BF: Ich wollte eine 6-monatige Pause einlegen, danach ist mir das passiert.

RI: Haben Sie sich für die Universität beworben?

BF: Ja, ich habe an der Aufnahmeprüfung für die Universität teilgenommen und bekam für XXXX einen Studienplatz.

RI: Wann hätte die Universität beginnen sollen?

BF: Es sollte eigentlich zwei oder drei Monate nach dem Ergebnis der Prüfung das erste Semester beginnen, aber ich wollte 6 Monate bis zu einem Jahr Pause machen und dann das Studium anfangen.

RI: In welchem Monat war die Schule aus? Wann haben Sie maturiert?

BF: Also ich habe im Dezember 2013 maturiert.

RI: Das heißt, drei Monate später hätte dann im März die Universität anfangen sollen. Ist das richtig?

BF: Ganz genau weiß ich es nicht, weil ich diese Pause einlegen wollte, aber normalerweise 2, 3 Monate danach sollte die Uni beginnen. Es gibt drei Arten von Universitäten, staatliche Universität, Azad-Universität und Payam-e Anour Universität. Es gibt Unterschiede, wann welche Universität mit den Semestern anfangen, deswegen bin ich mir nicht so sicher.

RI: Wie lange war dann die Auszeit, die Sie sich tatsächlich genommen haben?

BF: Zuerst wollte ich ein Jahr pausieren. Dann habe ich mir es anders überlegt, habe das auf 6 Monate reduziert und wollte, wenn ich nach diesen 6 Monaten mich ausgerastet habe und ich das Gefühl hatte ausgerastet zu sein, die Universität beginnen.

RI: Es ist nicht mehr dazu gekommen, dass Sie die Universität besuchen?

BF: Nein.

RI: Das heißt, innerhalb der 6 Monaten ist der Vorfall passiert, sodass Sie nicht mehr die Universität besuchen konnten. Ist das richtig?

BF: Ja. Ich glaube, ich habe mich verrechnet. Die Aufnahmeprüfungsergebnisse sind im 6. Monat des Jahres 2014 herausgegeben worden.

RI: Warum sagen Sie dann vor dem BFA, dass Sie die Aufnahmeprüfung schon im Jahr 2012/2013 geschafft haben. Dann haben Sie gesagt, die Aufnahmeprüfung war Ende 2013/Anfang 2014 und sie hätten schon im März 2014 mit der Uni beginnen können. Was Sie nicht getan haben, weil Sie dann die Pause eingelegt haben. Jetzt sagen Sie, dass die Ergebnisse erst im Juni 2014 herausgegeben worden sind. Das sind massive Widersprüche in Ihren Angaben.

BF: Ich war bei der Einvernahme beim BFA sehr gestresst. Ich habe die Daten nach dem iranischen Kalender gesagt. Ich war überhaupt nicht darauf vorbereitet, ich habe die Daten nicht im Gedächtnis gehabt und habe immer ungefähre Daten gesagt. Aus dem Stress und aus dem Grund, dass ich die Daten nicht richtig aus der iranischen Zeitrechnung in die gregorianische Zeitrechnung umrechnen konnte, sind die Daten nicht richtig. Das richtige Datum für die Aufnahme an der Universität ist der 6. Monat des Jahres 2014.

RI: Also Sie erfahren im Juni 2014, dass Sie die Prüfung geschafft haben und wollten dann 6 Monate pausieren. Ist das richtig?

BF: Ja, stimmt, im Juni 2014 habe ich die Aufnahmeprüfungsergebnisse erfahren und beschlossen, 6 Monate bis zu einem Jahr Pause zu machen.

RI: Wie lange haben Sie dann tatsächlich pausiert?

BF: 11 bis 12 Monate habe ich pausiert.

RI: Sie haben vorher gesagt, dass Sie für ein Jahr pausieren wollten, es dann um 6 Monate reduziert haben. Das sind Widersprüche.

BF: Ich habe gesagt, dass ich ein Jahr auf 6 Monate reduziere, wenn ich mich fit fühle für die Universität. Nachdem ich nach den 6 Monaten nicht fit war, habe ich länger Pause gemacht.

RI weist BF darauf hin, dass er auch Zeitangaben im iranischen Kalender geben kann und der D wird diese dann für ihn umrechnen.

RI: Wann war dann der Vorfall mit der Hausdurchsuchung?

BF: Ca. im Juni 2015, im 6. Monat des Jahres 2015.

RI: Haben Sie eine Ahnung, warum man zu Ihnen gekommen ist? Glauben Sie, dass Sie verraten wurden?

BF: Jemand muss mich verraten haben, höchstwahrscheinlich.

RI: Erzählen Sie mir jetzt, wie sind Sie mit dem Christentum in Kontakt gekommen? Durch wen sind Sie in Kontakt gekommen? Was hat Sie so fasziniert? Wie hat sich das abgespielt?

BF: Durch einen meiner Freunde, der Christ war, habe ich die Bekanntschaft mit dem Christentum gemacht. Durch ihn konnte ich mehr Informationen und Wissen über das Christentum erfahren. Das führte dazu, dass ich zum Christentum konvertiere.

RI: Wie hat der Freund geheißen?

BF: XXXX .

RI: Woher haben Sie diesen gekannt?

BF: Er war ein Mitschüler von der Schule, daher kannte ich ihn.

RI: War das auch ein Konvertit?

BF: Er war ein ursprünglicher Christ.

RI: Wie haben Sie erfahren, dass er Christ ist? Hat er Ihnen das gesagt? Wie hat er dies zum Ausdruck gebracht?

BF: Dass er nicht Muslim ist und nicht zu den religiösen Minderheiten angehört, habe ich schon gewusst, weil er nicht beim Religionsunterricht teilgenommen hat. Aber zu welcher Religions-Minderheit er angehörte, habe ich erst in einem Park erfahren, als ich ihn mit einer Bibel gesehen habe, dann wusste ich, dass er Christ ist.

RI: Beschreiben Sie mir dieses Treffen im Park.

BF: Eines Tages, als ich mich nach der Schule mit zwei Freunden auf eine Bank gesetzt habe, sah ich ihn auf der gegenüberliegenden Bank, der in der Sitzhaltung mit dem Kopf gestützt auf die Hände nach unten auf ein Buch schauend, je mehr ich ihm näherte, desto mehr ist mir klarer geworden, dass er auf ein Buch schaut und weint. Ich habe ihn auf die Schulter geklopft und fragte ihn, was ist los mit dir XXXX , darauf erwiderte er, dass es nichts sei. Ich sagte ihm, alles wird gut werden, wenn der Gott will. Er hat nicht auf das Buch geschaut, sondern hat das Buch in der Hand gehabt.

RI. Was ist dann weiter passiert?

BF: Er hat das Buch in der Hand gehabt, als ich ihn auf die Schulter geklopft habe, dann hat er seine Tränen weggewischt und das Buch in die Tasche gesteckt, da ich das Buch sah und es sich um eine Bibel handelte, ist mir klar geworden, dass er Christ ist.

RI: Was haben die anderen beiden Freunde daweil gemacht?

BF: Sie sind sitzen geblieben auf der Bank. Sie kannten den XXXX nicht.

RI. Wie weit waren die Bänke entfernt?

BF: Ganz genau kann ich es nicht sagen, so ca. 50m von einander entfernt, nach meiner Schätzung.

RI: Wie haben Sie Ihren Freund erkennen können auf diese Distanz, wenn er sein Gesicht mit den Händen verdeckt hatte und das Gesicht auf den Boden gerichtet saß?

BF: Wir haben gemeinsam die Schule verlassen. Ich war mit meinen Freunden, 6 oder 7 Schritte im Vorraus. Er war direkt hinter uns. Als wir zur der Bank gingen, ist er an uns vorbei an die andere Bank gegangen.

RI: War das eine zufällige Begegnung im Park oder haben Sie sich schon öfters mit diesem Freund getroffen?

BF: Wenn wir Prüfungen hatten, sind wir in den Park gegangen und haben uns vor der Prüfung noch mit dem Stoff beschäftigt.

RI: Sind Sie dabei normalerweise neben ihn gesessen?

BF: In der Schulklasse saßen wir nebeneinander.

RI: Ich meine im Park.

BF: Wenn wir uns für eine Prüfung vorbereiteten, ist er auch zu uns gekommen. Er war in Mathematik etwas schwach, ich habe ihn dabei geholfen.

RI. Wie lange waren Sie insgesamt mit diesem Freund befreundet?

BF: Insgesamt seit ca. 2 Jahren kannte ich ihn, aber nur flüchtig, das letzte Jahr war er ein Mitschüler von mir.

RI: Ein Jahr haben Sie ihn dann schon näher gekannt, als er neben Ihnen saß?

BF: Ein Jahr von den zwei Jahren.

RI: Und da sehen Sie, dass er nicht am Religionsunterricht teilnimmt und merken offenbar, dass er nicht Moslem ist. In diesem einem Jahr haben Sie ihn nicht gefragt, welcher Religion er angehört?

BF: Nein, es hat mit mir nichts zu tun gehabt, welche Religion er hat.

RI: Jetzt hat dieser Freund die Bibel in die Tasche gesteckt. Was ist dann weiter passiert?

BF: Er hat seine Tasche zugemacht und ist Richtung nach Hause losgegangen. Was danach passiert ist, weiß ich nicht.

RI: Wie ist es weitergegangen?

BF: Ich bin auch nach Hause gegangen. Am Abend habe ich in Google nach Bibel gesucht. Ich habe mich etwas informiert. Am nächsten Tag in der Schule fragte ich ihn, ob er mir ein Schreiben, ein Handbuch, ein Schriftstück über das Leben des Jesus und Christentum geben kann. Er sagte, bitte sei still, sag hier nichts in der Schule. Wir werden dann außerhalb der Schule miteinander reden.

RI: Erzählen Sie frei weiter.

BF: Nach der Schule gingen wir gemeinsam in den Park. Ich bat ihn mir einige Informationen in schriftlicher Form über das Christentum zu beschaffen bzw. zu geben, weil ich sehr an seiner Religion interessiert bin. Zuerst ist meine Bitte auf Ablehnung geraten, aber am nächsten Tag gab er mir zwei handschriftliche Schreiben. Nach dem ich die Schriftstücke von ihm nahm und in die Tasche steckte, war es eine einminütige Stillpause, dann fragte er mich, wonach ich suche. Ich sagte, ich bin auf der Suche der Wahrheit. Nachdem ich ihm das sagte, übergab er mir eine kleine Bibel und sagte, er hoffe, dass ich die Wahrheit finde, die Wahrheit und den richtigen Weg finde. Er übergab mir das Buch. Wir verabschiedeten uns und jeder ging seinen Weg.

RI: Wie ist es dann weitergegangen? Sie hatten eine Bibel und Schriften, was passierte weiter?

BF: Ich habe angefangen, die Schriftstücke und die Bibel, die ich von ihm erhielt, zu studieren. Je mehr ich mich damit beschäftigte, desto mehr ist mir klarer geworden, dass der Weg, den ich vorher zurücklegte, nicht passend und entsprechend war und die Natur dieser Religion, die ich jetzt kennenlerne, mehr zu meiner Natur passt. Ich habe erfahren, dass Jesus Christus durch den Heiligen Geist von Mutter Maria geboren ist. Die neue Religion, die ich kennenlernte, ist mir logischer vorgekommen als die Religion, die ich wahrscheinlich aus biografischen Gründen meines Geburtsortes hatte. Das Ganze hat dazu geführt, dass ich allmählich mehr Glauben an das Christentum gewann und gläubig wurde und zum Christentum konvertierte.

Die Verhandlung wird um 15:21 Uhr unterbrochen und um 15:33 Uhr fortgesetzt.

RI: Dieses Treffen mit dem Freund auf der Bank, wann war dieses?

BF: Es war ungefähr im 9. Monat des Jahres 2013.

RI: Wenn ich mir dies zeitlich anschaue, sie haben diese Bibel und die Schriften bekommen und haben Interesse daran gefunden. Stimmt das?

BF: Ja, das stimmt so.

RI: Jetzt ist zwischen dem ersten Kontakt mit dem Christentum und der Hausdurchsuchung nach Ihren Angaben mehr als 1 1/2 Jahre vergangen. Was haben Sie in diesen 1 1/2 Jahren zur Verfestigung Ihres Glaubens gemacht? Wie haben Sie ihn ausgeübt?

BF: Ich habe mich mehr und mehr damit auseinandergesetzt und durchs Lesen und studieren wollte ich mein Wissen diesbezüglich steigern. Ich habe herausgefunden, was ich machen muss. Ich muss Bibel lesen, ich muss meine Mitmenschen zu meinem neuen Glauben einladen, damit sie von dem dunklen Weg sich entfernen und den Weg der Rettung einschlagen. Ich habe mit meinen Verwandten über Jesus Christus gesprochen. Ich erzählte ihnen, dass Jesus der einzige Sohn des Gottes ist, der wegen unserer Sünden sein Leben geopfert hat. Manche haben mich ausgelacht und mich für verrückt gehalten. Manche warnten mich, es dabei zu lassen, ansonsten werde ich zu Stein. Einmal habe ich eine Ohrfeige von meinem Onkel bekommen, es war mir nicht wichtig, weil ich wusste, dass ich den richtigen Weg gehe und ich habe den Weg weitergemacht und werde es auch weiterhin.

RI: Das heißt, Ihre Eltern, Geschwister, die wissen davon. Ist das richtig?

BF: Ja.

RI: Was sagen diese dazu?

BF: Es ist klar, dass ich in einer religiösen Familie geboren und aufgewachsen bin und die Reaktion liegt auf der Hand, dass sie sich dagegen stellen. Sie haben mich davor gewarnt, durch Lesen eines Buches die Religion zu ändern. Ich habe ihnen erklärt, dass dies nicht nur durch ein Buch geschehen ist. Ihr lebt auch in dieser Gesellschaft, warum ist diese Situation für euch nicht eingetreten. Sie warnten mich davor, sie bezeichneten es als Selbstmord. Sie bezeichneten meinen Weg als Selbstmord. Ich sagte ihnen, das ist mir nicht wichtig, ob das Selbstmord ist oder nicht, mir ist wichtig, dass ich den richtigen Weg gehe. Sie wollten das nicht einfach so akzeptieren und auf leichte Schultern nehmen. Sie wollten mir erklären, nachdem ich der Sohn der Familie bin, mein Leben ihnen nicht egal sei. Ich habe es ihnen erklärt, das ist mein Weg und wenn ihr damit nicht leben könnt, kann ich das Haus verlassen.

RI: Ist Ihre Familie vom muslimischen Glauben religiös? Sind diese regelmäßig in die Moschee gegangen?

BF: Religiös in dem Sinne, dass sie die religiösen Sitten eingehalten haben, gebetet, gefastet schon, aber nicht wenn zB dass Männer und Frauen sich in getrennten Räumen aufhalten mussten.

RI: Also nicht fundamental religiös?

BF: Also sie haben alle religiösen islamischen Pflichten eingehalten, aber nicht, dass zB meine Mutter meinem Onkel nicht die Hand geben hätte dürfen, das haben wir nicht gehabt.

RI: Bevor Sie mit dem Christentum in Kontakt getreten sind, waren Sie religiös? Wie war damals Ihre Einstellung zum Islam?

BF: Ich habe mich als Muslim bezeichnet, aber ich habe nicht alle muslimischen Regeln eingehalten. Ich habe nicht gebetet, ich habe nicht gefastet, obwohl vom Islam, Konsum von alkoholischen Getränken verboten ist, habe ich ab und zu auch Alkohol getrunken. An muslimischen Festen habe ich teilgenommen.

RI: Sie haben gesagt, Sie haben mit Ihren Angehörigen über das Christentum gesprochen. Haben Sie auch mit außenstehenden Personen darüber gesprochen, zB Freunde, Fremde?

BF: Ich habe mit meinen Freunden und auch mit Fremden, in dem Sinne, mit dem Besitzer des Supermarkets, in unserer Wohngegend, mit dem Friseur, mit Leuten, wo ich wusste, dass sie religiös sind, bezüglich des Christentums gesprochen und angesprochen.

RI: Wie meinen Sie religiös? In Richtung Islam religiös oder sie tendierten zum Christentum?

BF: Ich meine damit, mit den Leuten, die Interesse an anderen Religionen insbes. zum Christentum hatten.

RI. Was war die Reaktion von diesen Leuten?

BF: Bei manchen war die Reaktion so, dass sie es logischer empfunden haben, dass der Jesus von dem heiligen Geist entstanden ist, als von einem irdischen Vater. Was sie mit diesen Informationen dann weitergemacht haben, weiß ich nicht. Manche haben sich weiterinformiert und damit auseinandergesetzt und den Rest weiß ich nicht, wie sie vorgegangen sind.

RI: Glauben Sie nicht, dass es ein Risiko war, zu Fremden zu gehen und über das Christentum zu sprechen, im Iran?

BF: Ja, das war mir bewusst, dass es riskant ist und ich war auch bereit für die Konsequenzen.

RI: Glauben Sie, dass einer von diesen Sie verraten hat?

BF: Zu 100% vielleicht, vielleicht haben sie mit ihren Eltern und ihren Bekannten darüber geredet, es kann so gewesen sein.

RI: In diesen 1 1/2 Jahren haben Sie immer wieder in der Bibel gelesen und sich damit au

Quelle: Bundesverwaltungsgericht BVwg, https://www.bvwg.gv.at
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